Im Herzen der deutschen Wirtschaft: Wie KMU Deutschland prägen und inspirieren

Im Herzen der deutschen Wirtschaft: Wie KMU Deutschland prägen und inspirieren

Spannende Einblicke: Zahlen, Daten und Fakten zu deutschen Unternehmen

Aus anfänglich purer Neugierde stellten wir uns eine eigentlich so einfache Frage, die uns im Nachhinein vor eine unerwartet knifflige Suche nach aussagekräftigen Antworten stellte. Immerhin geht man zunächst davon aus, dass Nachforschungen zur Anzahl deutscher Unternehmen zahlreiche Statistiken ausspucken müssten, die die gesuchte Antwort „auf dem Silbertablett“ servieren.


Tatsächlich wurden wir jedoch mit dem Gegenteil überrascht: Zur Frage danach, wie viele Unternehmen in Deutschland ihre Dienste verrichten, lässt sich nur schwer eine Antwort finden. Verlangt man zusätzliche Auskünfte zu den jeweiligen Größenklassen, zur Branchenstruktur oder womöglich Informationen zu den einzelnen geografischen Regionen, sehen die Ergebnisse besonders mager aus. Ist das Fehlen von Statistiken die Ursache?


Kurz und knapp: Nein! Obwohl genügend Statistiken vorliegen, spiegeln diese stark die jeweilige Zielsetzung ihres Urhebers wider. So ergeben sich einerseits in der Verarbeitung der jeweils erhobenen Daten Differenzen, während andererseits nicht immer aktuelle Zahlen in der gewünschten Detailtiefe verfügbar sind. Darüber hinaus werden nicht alle Statistiken monatlich oder auch nur regelmäßig aktualisiert. Dabei kann innerhalb eines Quartals bekanntermaßen die ganze (Geschäfts-)Welt auf den Kopf gestellt werden (wie zuletzt mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie jeder von uns schmerzlich erfahren musste). Wie also sind Unternehmen in Deutschland aufgestellt? Ein genauer Blick auf die Größenklassen, auf die Branchenstruktur und auf die regionale Verteilung der Unternehmen verrät es uns.

Aber zunächst: Zahlen, Daten und Fakten zu deutschen Unternehmen




Um angeben zu können, wie viele Unternehmen tatsächlich in Deutschland agieren, muss der Begriff zunächst definiert werden. So handelt es sich bei Unternehmen im Sinne der Statistik um die kleinste, rechtlich selbstständige Einheit, die aus handels- und steuerrechtlichen Gründen Bücher führt. Trotz dieser Definition kann es bei der Zählung von Unternehmen zu gravierenden Unterschieden kommen: Werden ausschließlich umsatzsteuerpflichtige Unternehmen in die Statistik aufgenommen? Sind auch Selbstständige als Unternehmer relevant? Wird ausnahmslos jedes angemeldete Unternehmen gezählt? In jedem Fall ergeben offizielle und aktuelle Statistiken, dass es in Deutschland – je nach Zählweise – zwischen 3,1 und 3,5 Millionen Unternehmen gibt.


Grundsätzlich fällt die zahlenmäßige Differenz von 400.000 Unternehmen (!) durchaus ins Gewicht. Um die unternehmerischen Größenklassen, Branchenstrukturen und die geografische Verteilung von Unternehmen näher zu beleuchten, ist ein exakter Wert in diesem Fall jedoch irrelevant. Interessanter ist hingegen die Tatsache, dass im Jahr 2016 mit beeindruckenden 99,3 % knapp 2,5 Millionen – und damit die Mehrheit aller deutschen Unternehmen – zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zählte. Damit stellten KMU mit 29,1 Millionen Arbeitsplätzen für 61 % der deutschen Arbeitnehmer eine Anstellung bereit. Darüber hinaus zählten 2 Millionen der KMU zu den Kleinstunternehmen, die immerhin 19 % der Beschäftigten einen Arbeitsplatz boten. An dieser Stelle folgt ein kleiner Exkurs in die Welt der Konzernriesen: Die Anzahl an Großunternehmen fällt mit „nur“ 18.000 vergleichsweise mau aus.


KMU auf einen Blick: Grundlagen ihrer Bedeutung in der deutschen Wirtschaft




Die oben genannten Zahlen lesen sich durchaus spannend. Aber was genau sind KMU überhaupt? Die Europäische Kommission zählt ein Unternehmen dann zu den KMU, wenn es nicht mehr als 249 Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro erwirtschaftet oder eine Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro aufweist. Damit machen Kleinst- und kleine Unternehmen mit 3,4 Millionen der gerade einmal 3,48 Millionen Unternehmen stolze 97,73 Prozent der Firmen in Deutschland aus. Dies sollte man beim Adressen kaufen dringend berücksichtigen. Man liegt also goldrichtig mit der Behauptung, dass beinahe alle Unternehmen in Deutschland den KMU angehören. Ihre größten Vorteile liegen einerseits in der direkten Nähe zum Kunden und andererseits im spürbaren Sinken der hierarchischen Hürden. Dennoch verzeichnen die einflussreichen Konzernriesen hinsichtlich des Umsatzes deutlich höhere Zahlen. Im Vergleich zu den KMU erzielten sie im Jahr 2016 jedoch nicht bloß etwa 66 Prozent des zusammengenommenen Gesamtumsatzes, sondern auch eine höhere Bruttowertschöpfung, mehr Bruttoinvestitionen in Sachanlagen und höhere Personalaufwendungen.


Dennoch lässt sich die Wichtigkeit der KMU für die Wirtschaft nicht von der Hand weisen. So konnten sich kleine und mittlere Unternehmen vor allem im Bau- und Gastgewerbe gegenüber der „großen Konkurrenz“ durchsetzen: Im Jahr 2016 flossen beispielsweise 84 % des Umsatzes aus diesem Sektor in die Taschen von KMU. Ähnliches ist im Grundstücks- und Wohnungswesen zu beobachten. Die großen Konzerne feiern dagegen ihr kompromissloses Monopol unter anderem im Bergbau, in der Energieversorgung, im Handel, im Verkehr – und vor allem in der Energieversorgung: Im letzteren Sektor konnten KMU 2016 gerade einmal 4 % des Gesamtumsatzes einheimsen.




Kategorie #1: Größenklassen deutscher Unternehmen



Das Handelsgesetzbuch gibt vier Größenklassen für Unternehmen vor, die sich in Kleinstgesellschaften, Kleingesellschaften, mittelgroße Gesellschaften und Großgesellschaften unterteilen. Ein wichtiger Faktor für die Zuordnung eines Unternehmens in eine der Größenklassen ist die Anzahl der beschäftigten Erwerbstätigen.


Tatsächlich hat die Europäische Union höchstpersönlich eine Empfehlung darüber ausgegeben, anhand derer Unternehmen nach ihrer Anzahl an Mitarbeitern, nach ihrem Umsatz und nach ihrer Bilanzsumme unterschieden werden können.
Danach handelt es sich um …

… ein Kleinstunternehmen, wenn maximal neun Mitarbeiter beschäftigt sind und maximal 2 Millionen Euro Umsatz im Jahr eingenommen werden.

… ein kleines Unternehmen, wenn maximal 49 Mitarbeiter beschäftigt sind und maximal 10 Millionen Euro Umsatz im Jahr eingenommen werden.

… ein mittleres Unternehmen, wenn maximal 249 Mitarbeiter beschäftigt sind und maximal 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr eingenommen werden oder es eine Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro aufweist.


In Deutschland beschäftigen etwa 6.000 Unternehmen mehr als 500 Erwerbstätige und lassen sich damit den Großkonzernen zuordnen. Auch die etwa 12.000 Unternehmen, die mehr als 250 Erwerbstätige beschäftigen, zählen den Großgesellschaften an. Alle weiteren Unternehmen gehören zu den KMU. Darunter fallen etwa 55.000 mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Erwerbstätigen, 257.000 kleine Unternehmen mit 10 bis 49 Erwerbstätigen und – je nach Zählung – bis zu 2,8 Millionen Kleinstunternehmen mit unter 9 Mitarbeitenden.

Kategorie #2: Branchenstruktur deutscher Unternehmen




Die Wirtschaft befindet sich im Wandel: Veränderte Konsumgewohnheiten, die demografische Entwicklung und die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 bis 2010 haben die wirtschaftlichen Strukturen der deutschen Unternehmen von Grund auf verändert. Die Globalisierung und die Digitalisierung haben ihr Übriges zum Wandel der Branchenstruktur beigetragen.


Beispiele für die angesprochenen Veränderungen gibt es zahlreich und aus nahezu jeder Branche. Während ausführende Branchen wie die Schifffahrt seit Jahren in der Krise stecken, stehen Unternehmen mit den „modernen Mitteln und Wegen der Globalisierung“ hoch im Kurs. So ist die Anzahl an Unternehmen aus dem Sektor der Schifffahrt von 3.290 Unternehmen im Jahr 2013 auf 2.664 Unternehmen im Jahr 2016 gesunken – Tendenz weiterhin fallend.


Dagegen erfreut sich die Branche der Informationstechnologie, wie bereits angedeutet, an einem unaufhörlichen Aufwind. In diesen Sektor fallen beispielsweise die Telekommunikation, das Verlagswesen, Informationsdienstleistungen und alle Dienstleistungen rund um Film, Musik und Rundfunk. Während im Jahr 2015 etwa 687.500 Deutsche im Bereich der Informationstechnologie tätig waren, erweiterte sich der Kreis der Kollegen bereits ein Jahr später auf circa 715.000 Arbeitnehmende. Dies entspricht einem Zuwachs von beachtlichen 4 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Zahl der Unternehmen, die sich der Informationstechnologie zuordnen lassen: Ihre Anzahl hat sich innerhalb eines Jahres um knapp 2.200 Unternehmen erweitert. Wie rechtfertigt sich diese rasante Expansion? Mit einem Gesamtumsatz von rund 123,7 Milliarden Euro war der Wirtschaftszweig der Informationstechnologie äußerst umsatzstark – Tendenz weiterhin steigend! Digitalisierung und Globalisierung greifen Unternehmen mit wirtschaftlichem Schwerpunkt in der Informationstechnologie ordentlich unter die Arme.

Kategorie #3: Regionale Verteilung deutscher Unternehmen




Unternehmen sind Rudeltiere. Richtig gehört! Sie kommen selten allein. So haben sich die größten Unternehmen Deutschlands die Rheinschiene sowie den Süden des Landes auf der Linie Stuttgart-München als Ballungsgebiet ausgewählt. Wie in einem echten Rudel gibt es aber natürlich auch den ein oder anderen Ausreißer: So haben einige Branchen auch den Norden und den Nordosten rund um Hamburg, Berlin und Hannover als Heimathäfen auserkoren.

Bei der Beschreibung der deutschen Unternehmen ist neben Anzahl und Struktur also auch die regionale Verteilung von Relevanz. Es lässt sich festhalten, dass sich die Städte München, Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Hamburg als Branchen- und Industriecluster deutlich hervortun. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich hinsichtlich der regionalen Verteilung auch ein Muster anhand der unterschiedlichen Beschäftigungsstrukturen erkennen lässt. So ist auffällig, dass sich mehr Vollzeitäquivalente pro Unternehmen in den Regionen Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und rund um Hannover sowie Wolfsburg beobachten lassen als in den restlichen Regionen Deutschlands.

Vergleiche gefällig? Ein Blick in die Unternehmensstruktur der „Alpenländer“




Trotz der eklatanten Unterschiede in Bezug auf Fläche und Einwohnerzahl, wird Deutschland gern mit Österreich und der Schweiz in den Vergleich gesetzt. Dies hat zur Ursache, dass Demografie, Wirtschaft, Sprache und Kultur sich durchaus gegenüberstellen lassen.


So konnte die Republik Österreich im Jahr 2014 bei 8,5 Millionen Einwohnern auf 327.993 Unternehmen aus den Sektoren Produktion und Dienstleistungen blicken, die für 2.841.000 Beschäftigte einen Arbeitsplatz bereitstellten. Nur drei Jahre später – wir schreiben das Jahr 2017 – stieg diese Anzahl bereits auf 330.998 Unternehmen an, die 2.845.000 Beschäftigte der nun knapp 8,8 Millionen Einwohnern einen Arbeitsplatz boten.


Ähnlich wie in Deutschland beherrschen auch in Österreich die KMU die Wirtschaft – zumindest in Anbetracht ihrer Anzahl. So beschäftigen die knapp 328.000 KMU um die 2 Millionen Einwohner bei einem Umsatzerlös von 455 Milliarden Euro. Auch in der Schweiz bilden KMU mehr als 99 Prozent der marktwirtschaftlichen Unternehmen und stellen dabei zwei Drittel der Arbeitsplätze. Ein großer Unterschied zur deutschen Unternehmensstruktur ist das Auftreten sogenannter Ein-Personen-Unternehmen (EPU) im österreichischen Wirtschaftsraum. Diese Betriebe sind dauerhaft ohne unselbstständig Beschäftigte und ohne Mitunternehmertum tätig und sind damit vergleichbar mit den hiesigen Einzelunternehmen. Im Jahr 2016 waren in Österreich etwa 170.000 dieser EPU aktiv am Marktgeschehen beteiligt.





Recherche- und Quellenangaben:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Unternehmen/Kleine-Unternehmen-Mittlere-Unternehmen/_inhalt.html
https://www.eu2020.de/eu2020-de/aktuelles/artikel/kleine-mittlere-unternehmen-kmu-eu/2413226
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Unternehmen/Kleine-Unternehmen-Mittlere-Unternehmen/_inhalt.html


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